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Suzuki Methode

Der Violinist und Autor William Starr, der Shinichi Suzuki und seiner Frau Waltraud Suzuki persönlich sehr nahe stand, schrieb in seinem Werk "Die Suzuki-Violin-Methode | Ein Handbuch für Lehrer, Eltern und Studenten", dass es in Suzukis absolutem Interesse stand, dass jeder Lehrer die Suzuki Methode an seine ganz eigenen Überzeugungen anpasst und ausüben darf und sogar ausdrücklich soll, um die individuelle Kreativität seiner Lehrerpersönlichkeit zu unterstreichen. Starr erzählt, dass selbst Suzuki niemals zwei Schüler gleich unterrichtete, da schließlich kein Kind dem anderen gleiche.

So möchte ich Ihnen hier meine Suzuki Möllers Methode, wie es Starr empfohlen hat, vorstellen. Diese Bezeichnung solle laut Starr keine Eitelkeit darstellen, sondern beruhe ganz einfach auf Tatsachen.

 

 

Shinichi Suzuki

und die Entstehung seiner Methode

Shinichi Suzuki wurde 1889 in Japan geboren und erreichte das stolze Alter von 100 Jahren. Sein Vater war Gründer der ersten Violinfabrik Japans. Die Geige hatte in Suzukis Kindheit hauptsächlich den Stellenwert eines Spielzeuges und nicht den eines Instrumentes. Erst im Alter von 17 Jahren begann Shinichi Suzuki mit dem Violinspiel, welches er sich durch das Nachspielen von Schallplattenaufnahmen selbst beibrachte. Sein Violinstudium absolvierte er dann bei Karl Klingler in Berlin. Nach seiner Rückkehr nach Japan wurde er von seinem Vater gebeten, den damals vierjährigen Toshiya Eto zu unterrichten, der es als Erwachsener bis in die Carnegie Hall schaffte. Kinder im Vorschulalter auf der Violine zu unterrichten galt damals als unmöglich und es gab so gut wie keine erfahrenen Lehrer. So wurde Shinichi Suzuki dazu ermutigt, Möglichkeiten und Wege der instrumentellen Früherziehung nachzudenken. Nach Ende des 2. Weltkrieges beobachtete er die auf der Straße spielenden Kinder und erkannte, das eines ALLEN Kindern gemeinsam ist: Kinder beherrschen ihre Muttersprache perfekt und wie selbstverständlich. Shinichi Suzuki kam dadurch zu der Erkenntnis, dass absolut jedes Kind talentiert ist. Das motivierte ihn, den natürlichen Sprachlernprozess zu analysieren und auf den Violinunterricht zu übertragen. Seine gesamte Philosophie hat er in seiner Autobiografie "Erziehung ist Liebe" verewigt.

 

 

Früher Beginn

Die Schule beginnt nicht ohne Grund im Alter von genau sechs Jahren. Es ist einfach die Zeit, in der ein Mensch so vielwie nie wieder in seinem Leben aufnehmen und lernen kann. Ganz wertvoll ist aber auch die Zeit VOR der Schule, in der Kinder auf ganz natürliche und entspannte Weise ihre Umwelt beobachten und Schritt für Schritt herausfinden, welche Wege sie gehen möchten. Mein Anliegen, und natürlich auch das von Shinichi Suzuki, ist es, den Kindern schon so früh wie möglich Musik nahezubringen. Ich mag es auch sehr gerne, wenn Schüler ihre jüngeren Geschwister zum Unterricht mitbringen! Diese positiven Prägungen mit der Musik werden die Kinder ihr Leben lang begleiten. Das ist eine große Chance, ihnen die Grundsteine für eine selbstsichere und selbstachtende Persönlichkeit mitzugeben.

In dieser noch ganz jungen Lebensphase lernen die Kinder ganz anders als wir Erwachsene: Sie lernen das, was ihnen Spaß macht und möchten ihr individuelles Lerntempo selbst bestimmen (darauf, ihnen das zu lassen, lege ich im Übrigen sehr viel Wert!). Allem anderen gehen sie einfach aus dem Weg und bis zum Schulalter erlauben wir Eltern ihnen das auch in vollen Zügen. Um diese unwiederbringliche Zeit zu nutzen, ist es meine Aufgabe als Lehrer, die Unterrichtsinhalte so zu gestalten, dass sie strukturiert aufeinander aufbauen (also sinnvoll sind) und jederzeit motivieren. So übe ich z.B. als Vorbereitung auf das Stimmen einen schwungvollen Boogie-Woogie auf zwei Saiten mit den Kindern ein. Dabei haben sie Spaß und merken nicht einmal, dass sie etwas im Grunde recht Schweres gelernt haben! Kinder möchten nicht auf eine schwere Art über das, was sie tun, nachdenken. Es muss natürlich und INTUITIV sein. Nur dann funktioniert es "locker von der Hand"! Ich glaube, es muss einem Lehrer in die Wiege gelegt sein, sich in die Welt dieser kleinen Menschen hineinversetzen zu können und es sind ganz besondere Momente, die man miterleben darf, wenn so ein kleiner Mensch über Jahre hinweg gezielte Bewegungen einstudiert hat, die am Ende einen zauberhaften Klang erzeugen.

 

Einzelunterricht  ||  Konzentration auf einen Schwerpunkt

Jeder Schüler erhält einmal pro Woche einen Einzelunterricht. Sehr wichtig ist dabei, dass ein Elternteil dran teilnimmt, um zu Hause mit dem Kind gemeinsam musizieren und gerade die ganz kleinen Kinder beim Spielen anleiten zu können (auch z.B. die Begleit-Cd anschalten und anhand einer App das jeweilige Tempo einstellen).

Der Unterricht orientiert sich sehr an der Vorgehensweise, wie Kinder ihre Muttersprache erlernen. Daher nennt man die Suzuki Methode auch Muttersprachenmethode. Ich spiele den Kindern gerne sehr viel vor. Wenn ich ihnen  auch die für mich leichtesten Stücke vorspiele, tue ich das immer mit all meinem Ausdruck und bemühe mich um die beste technische Umsetzung - so, als wäre ich im Konzert. Für mich macht es keinen Unterschied, ob ich für hundert oder für zwei Zuhörer spiele. Die Kinder dürfen dabei auf dem sichern Schoß ihrer Eltern zuhören und mit ihnen die Melodie mitsummen -  wenn sie wollen! Es darf auch einfach nur zugehört und beobachtet werden. Gerade in den ersten Unterrichtswochen ist es ganz normal, dass die Kinder erst einmal passive Teilnehmer sein wollen. Diesen tiefliegenden Wunsch der Kinder, erst einmal Sicherheit finden zu wollen, würde ich niemals durchbrechen. Gelegentlich habe ich auch kleine Anfänger, die erst nach Monaten überhaupt mit mir reden. Das finde ich sehr goldig!

Im nächsten Schritt erkläre ich Kind und Eltern eine winzige und machbare Übung ohne Instrument. Dies ist vergleichbar mit dem Üben einer stummen Lippenbewegung als Vorstufe zum Sprechen. Auf diese Übung baue ich dann entweder den Bogen oder die Geige mit ein, um dann schließlich im dritten Schritt erst richtig auf der Geige zu spielen. All das wird langsam und mit voller Konzentration durchgeführt. Denn Neues soll nur so schnell ausgeführt werden, wie man in der Lage ist, es perfekt zu tun. Beim Spracherwerb würden Sie sich auch niemals dabei ertappen, ihrem Kind zu sagen, es solle schneller sprechen. Ganz im Gegenteil. Sie überschütten das Kind mit Lob bei jedem neuen Wort und führen vielleicht sogar ein kleines Wörter-Tagebuch.

Die intensive Einzelarbeit soll dem Kind schlussendlich ein Gefühl von Ordnung, Harmonie und Schönheit vermitteln - so sagte es Shinichi Suzuki, der stets einen tieferen Sinn in seinem Tun sah.

 

Mitarbeit der Eltern  ||  Beobachtung und Nachahmung

Kinder lernen am natürlichsten und damit am angenehmsten durch die Nachahmung der Erwachsenen. Gerne tun sie das auch unbeobachtet und entfalten sich dann am besten, wenn sie nicht unter Druck stehen und freiwillig lernen dürfen. Damit die Kinder überhaupt die Idee bekommen, etwas für sinnvoll zu erachten, müssen sich die Kleinen als unsere kritischsten Beobachter davon überzeugen, dass WIR SELBST etwas für sinnvoll halten. Ein Kind wird nur dann sprechen lernen, wenn wir Erwachsenen das tun. So will ein Kind auch dann unbedingt Geige lernen, wenn die Eltern daran Freude haben, selbst zu spielen. Durch die reinen Worte "Bitte übe jetzt." hat wohl kein Kind Lust, zu üben. Denn es soll sich nicht wie Üben anfühlen, sondern wie etwas, was voller Freude einfach zum Tag dazu gehört. Spielen Sie also ihrem Kind regelmäßig etwas vor! Und dabei ist es VOLLKOMMEN egal, auf welchem Niveau Sie spielen können. Was denken Sie, wie sich Ihr Kind freut, wenn es fünf Minuten lang Ihre vollkommene Hingabe geschenkt bekommt! Wir haben doch immer so viele Dinge im Kopf und wann ist man schon einmal wirklich mit Leib und Seele anwesend... An diese Momente wird sich Ihr Kindnoch als Erwachsener erinnern! Was könnten Sie wertvolleres schenken!

 

Lob und Ermutigung

Jeder, der schon einmal versucht hat, einen schönen Ton auf einer Geige hervorzubringen, weiß, wie schwer das ist. Ich spare daher niemals an Lob und ermutige die Eltern, dies auch zu tun. Für mich haben Ermahnungen im Unterricht nichts zu suchen. Wieso sollte ein Kind überhaupt ein Instrument lernen, wenn nicht dafür, etwas Schönes in sein Leben zu bringen. Positivität ist für mich die Basis meines Verhaltens gegenüber meiner Schüler. Ich weiß es von mir selbst: wenn ich ein Lob bekomme, gebe ich mit Freude noch mehr und wenn mich jemand zurechtweisen möchte, gehe ich in eine andere Richtung. Allein die Bemühung, ein Instrument lernen zu wollen, spiegelt doch eine niveauvolle Einstellung wider. Das ist bereits aller Achtung wert! Erst im nächsten Schritt erfolgt dann erst eine gezielte Übung, um schwierige Stellen durch geschicktes Üben leichter spielbar zu machen. Das ist aber aus meiner Sicht die Aufgabe des Lehrers! Woher soll ein Kind wissen, wie es besser geht... Ich bin absolut der Meinung, dass jeder meiner Schüler immer sein Bestes gibt. Und schlechte Tage gehören dazu und Unterrichte nach den Sommerferien auch, in welchen man aus verständlichen Gründen einmal NICHT geübt hat. Das gehört alles zu einem ausgeglichenen Leben dazu.

 

Arbeit an Klang und Haltung

Text folgt...

 

 

Wiederholung des bereits Gelernten

Selbst mir als Lehrer geht es so, dass ich mit den für mich leichtesten Stücken, beim Vorspielen im Unterricht, oftmals nicht zu 100 % mit meinem Spiel zufrieden bin. Es begleitet wohl jeden Musiker sein Leben lang, alles perfektionieren zu wollen. Ein Prozess, der nie endet... Das spreche ich auch offen und ehrlich meinen Schülern gegenüber an, damit sie daran glauben, dass es nicht nur ihnen so geht. Neben der Arbeit an der aktuellen Technik und den entsprechenden Stücken dazu wird stets an bereits gelernten Stücken aus den vergangenen Schuljahren gearbeitet. Denn die Konzentration auf grundlegende Themen wie z.B. Intonation, Rhythmus oder Klang fallen dann am leichtesten, wenn die Stücke vom Text her bereits leicht spielbar sind. Vergleichbar ist es mit dem Spracherwerb, bei dem kleine Kinder die selben Laute immer und immer wiederholen. Es ist ein ganz natürlicher Prozess. Dadurch festigt man das bereits Gelernte und eignet sich parallel neues Wissen an.

 

Unterricht in der Gruppe

Text über die Verantwortung füreinander (Sinnhaftigkeit des Übens) folgt...

 

 

Konzerte und Workshops

Text über die Ziele und frischen Eindrücke durch andere Lehrer folgt...

 

 

Persönlichkeitsentwicklung

So wie es für Shinichi Suzuki war und für mich heute ist, liegt das allerwichtigste Ziel unserer Arbeit darin, jedem Menschen seinen ganz persönlichen Wert hier auf dieser Erde klarzumachen. Ein wunderbares Zitat von Shinichi Suzuki lautet: "Die Aufgabe von Eltern und Lehrer ist es, unsere Kinder zu wertvollen Menschen zu erziehen, die später einmal die Verantwortung für die Weiterentwicklung der Welt übernehmen können." Im Geigenunterricht, so wie aus meiner Sicht im Unterricht eines jeden Faches, sollte es darum gehen, den Menschen zu etwas Edlem und Einzigartigem zu formen und nicht nur darum, ihm Wissen zu vermitteln. Diese Formung allerdings ist etwas ganz Zartes, das NUR das Kind selbst steuern sollte. Die Aufgabe der Erwachsenen, die sich um dieses Kind bemühen, liegt allein darin, Wege vorzuschlagen. Entscheiden soll und darf das Kind selbst.